Mit schöner Perspektive in den Ruhestand – unser letztes Interview mit Herrn Goeke
06.07.2016
Am 04.07.2016 führte ich ein Interview mit Herrn Goeke, unserem stellvertretenden Schulleiter, der nun bald in seinen wohlverdienten Ruhestand geht. Dabei erlebte ich Herrn Goeke im Gespräch einmal ganz persönlich und sprach mit ihm über seine Erlebnisse an unserem Stenner-Gymnasium sowie über seine Pläne für die Zukunft außerhalb der Schule.
Reporter: Gut, dann erzählen Sie doch mal ein bisschen etwas über sich.
Herr Goeke: Über mich… ja, ich wohne in Schwerte. Ich bin verheiratet und habe drei erwachsene Kinder. Jetzt unterrichte ich die Fächer Mathematik und Erziehungswissenschaft, wobei ich in den letzten Jahren Erziehungswissenschaft eigentlich weniger unterrichtet habe. Und ich bin jetzt seit 36 Jahren hier an der Stenner und jetzt ist es leider Zeit für mich zu gehen.
Reporter: Und wie sind Sie überhaupt darauf gekommen, dass Sie Lehrer werden wollten?
Herr Goeke: Eigentlich wollte ich damals während des Studiums an der Uni bleiben, aber dann hat sich herausgestellt, dass an der Universität keine Stellen mehr da waren und da habe ich gedacht: „Wer mit jungen Erwachsenen arbeiten kann, der kann auch mit Kindern und Jugendlichen arbeiten.“ So bin ich dann eben in den Schuldienst gekommen.
Reporter: An welcher Uni haben Sie denn studiert?
Herr Goeke: Ich habe in Bochum studiert und von dort aus bin ich dann dem Seminar Dortmund als Referendar zugeteilt worden. Meine Schule war in Herne, das war das Haranni-Gymnasium.
Reporter: Sie sind jetzt ja schon seit einigen Jahren hier an unserer Schule. Wie ist es denn gekommen, dass Sie genau an unserer Schule unterrichten wollten?
Herr Goeke: Das war gar nicht meine eigene Entscheidung, denn man musste damals nehmen, was man kriegen konnte. Es waren nur ganz wenige Stellen da und ich habe damals ganz viele Schulen angerufen und gefragt, ob in meinen Fächern da irgendwo Platz wäre. Für mich war dann das Glück, dass gerade an der Stenner in den Fächern Mathematik und auch Pädagogik zwei Lehrer ausgefallen waren. So bin ich an die Stenner gekommen. Ich muss ehrlich sagen, ich kannte sie vorher nicht.
Reporter: Und was war dann Ihr erster Eindruck, als Sie hierhin gekommen sind?
Herr Goeke: Ich war völlig begeistert. Ich kam von einer Schule, die direkt neben einem sozialen Brennpunkt lag. Dort waren immer alle Türen verschlossen, selbst für die Toiletten brauchte man einen Schlüssel. Außerdem war es auch ein Gebäude, das - nun ja - eher aussah wie eine Baracke. Und dann bin ich hierhergekommen: Es war eine helle Schule; es gab wunderschöne Räume, denn alles war mit Holz vertäfelt. Aber völlig begeistert war ich auch von den Schülern, die sich hier ganz anders verhielten und unheimlich freundlich miteinander und auch mit den Lehrern umgingen. Da hatte ich sofort das Gefühl: Hier bist du richtig.
Reporter: Und war es für Sie dann anders, als Sie stellvertretender Schulleiter geworden sind? Oder, wie wird man überhaupt stellvertretender Schulleiter?
Herr Goeke: Ja, wie wird man stellvertretender Schulleiter? Erstmal muss man sich dafür natürlich interessieren, dann muss man an gewissen Fortbildungen teilnehmen. Man macht gewisse Prüfungen und wenn man das alles hinter sich gebracht hat, wird man stellvertretender Schulleiter. Geändert hat sich für mich nicht ganz so viel, denn ich hatte viele von den Sachen schon vorher gemacht. Ich habe also schon ganz früh am Stundenplan mitgearbeitet. Ich hatte schon viele Sachen organisiert, allerdings nie in der Funktion als stellvertretender Schulleiter. Und als ich dann die Funktion übernommen habe, habe ich vieles von dem, was ich vorher gemachte hatte, weitergemacht. Geändert hat sich vielleicht, dass man etwas mehr repräsentieren muss, denn diese Sache habe ich vorher nicht gemacht. Außerdem wurde man von den Kollegen, die neu an die Schule kamen, etwas anders behandelt. Das war aber eigentlich schon alles, was sich geändert hat.
Reporter: Wie lange sind Sie jetzt schon stellvertretender Schulleiter?
Herr Goeke: Ich habe nicht genau nachgeguckt, aber es müssten etwas mehr als zehn Jahre sein.
Reporter: Und was ist Ihre Arbeit, abgesehen von dem Repräsentieren?
Herr Goeke: Im Wesentlichen ist es die Organisation. Die hatte ich ja schon vorher gemacht und nur das Repräsentieren war dann eher neu für mich. Was an Arbeit anfällt ist der Stundenplan sowie viele organisatorische Einzelheiten. Es handelt sich dabei zum Beispiel um die Organisation von Elternsprechtagen oder Pädagogischen Tagen, aber auch um die Wartung des Gebäudes, das muss schließlich auch mit verwaltet werden. Man muss sich mit der Stadt unterhalten, man muss überlegen, was renoviert oder neu angeschafft werden soll. Das sind so die Dinge, die der Stellvertreter übernimmt. Der Schulleiter übernimmt dann eher die personellen Dinge.
Reporter: Was gefällt Ihnen denn an Ihrer Arbeit besonders gut?
Herr Goeke: Besonders gut gefällt mir die Abwechslung. Die Abwechslung, dass man auf der einen Seite organisieren kann, einen eigenen Schreibtisch hat, an dem man arbeiten kann. Auf der anderen Seite aber, dass man nicht einfach nur im Büro arbeitet, sondern rausgehen kann, mit Schülern zusammen ist und dabei eben auch die Spontanität von Schülern erlebt. Diese Abwechslung, die finde ich eigentlich sehr schön.
Reporter: Und gibt es auch irgendetwas, was Ihnen nicht so gut gefällt?
Herr Goeke: Tja, es ist nicht viel, aber doch ein bisschen. Was mir nicht so gut gefällt ist oftmals die Bürokratie, die von der Landesregierung oder vom Regierungspräsidenten auf uns zukommt. Dass dann Sachen abgefragt werden, die ganz unwichtig sind, nur, weil irgendein Landtagsabgeordneter das wissen möchte und man dann wieder stundenlang daran arbeitet, um diese Frage zu beantworten.
Reporter: Sie sind jetzt ja schon ziemlich lange hier an der Stenner. Sie haben ja bestimmt auch die ganzen Veränderungen mitbekommen. Gut, die Stenner war früher eine reine Mädchenschule, das haben Sie bestimmt nicht mehr miterlebt…
Herr Goeke: Doch habe ich. Meine erste Klasse war eine reine Mädchenklasse.
Reporter: Oh, wirklich?
Herr Goeke: Ja, damals war ich erst ein Jahr an der Stenner, habe gerade geheiratet und jede meiner Schülerinnen aus der Klasse hat mir da ein Kochrezept geschrieben und die wurden dann in einem Ordner gebündelt. Das war noch eine reine Mädchenklasse.
Reporter: Oh wow, war das denn dann auch eine große Veränderung, dass auch Jungen dazu gekommen sind?
Herr Goeke: Nein, das war eher so peu à peu. Das heißt, zuerst kamen Jungen nur in die Oberstufe, weil wir bestimmte Fächerkombinationen anboten und gleichzeitig kamen dann auch in die Klasse Fünf Jungen rein. Als ich hier anfing, waren die Klassen Fünf bis Sieben schon gemischt und die Klassen Acht bis Zehn noch nicht. In dem Moment war der Übergang also langsamer. Es gab also in der Oberstufe immer mehr Jungen und von der Unterstufe baute sich das langsam auf.
Reporter: Und welche Entwicklung würden Sie der Schule auch, nachdem Sie jetzt in den Ruhestand gehen, jetzt weiter wünschen?
Herr Goeke: Es ist immer schwer, in die Zukunft zu schauen und zu sagen, dieses oder jenes wäre wünschenswert. Ich würde es also gerne umformulieren, denn es gibt Sachen, die ich der Stenner wünsche, dass sie bleiben. Was ich finde, was bleiben sollte, ist das gute Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern, das große Engagement der SV und dass sich hier an der Stenner ganz viele Leute wohlfühlen. Ich denke, das ist eine Sache, die man unabhängig von jedem technischen Wandel beibehalten sollte.
Reporter: Was werden Sie dann an unserer Schule am meisten vermissen?
Herr Goeke: Ich glaube, den Unterricht werde ich am meisten vermissen. Wobei im Unterricht ganz besonders die Spontanität der Schüler. Denn gerade junge Menschen strahlen unglaublich viel Lebensfreude aus und wenn man etwas älter ist, genießt man auch gerade das mitzuerleben. Ich denke, das werde ich schon vermissen.
Reporter: Gibt es auch etwas, was Sie, wie meine Lehrerin (Frau Fuchs) immer sagt, gerne hierlassen oder loswerden möchten?
Herr Goeke: Etwas was ich loswerden möchte… Ich sage mal unsinnige Arbeiten. Es gibt einfach Sachen, die nicht sinnvoll sind, die muss man machen. Als Beispiel nehme ich mal, dass wir permanent neue Lehrpläne erarbeiten müssen, denn ich denke, so schnell ändert sich die Welt nicht, dass man alle zwei Jahre neue Lehrpläne braucht. Da würde ich etwas mehr Beständigkeit erwarten. Wenn man das etwas reduzieren könnte, wäre das für mich eine wertvolle Veränderung.
Reporter: Sie werden jetzt ja bald in den Ruhestand gehen, aber ich denke, dass es auch einige gibt, die sich darüber freuen werden, zum Beispiel Ihre Familie, denke ich. Haben Sie denn schon irgendwelche Pläne gemacht, was Sie jetzt machen wollen?
Herr Goeke: Ja, wer sich natürlich darüber freut, ist die Familie. Man hat dann mehr Zeit für einander und man kann den Tag natürlich besser synchronisieren. Ich habe auch schon Urlaubspläne, Reisepläne. Ich wandere gerne, ich werde also den September auf Korsika im Gebirge verbringen. Und nächstes Jahr möchte ich nach Australien, das sind zum einen meine Reisepläne. Und zum anderen, was eigentlich immer zu kurz gekommen ist, ich habe mich zwischendurch eigentlich immer wieder ein wenig mit Sprachen beschäftigt. Ich komme vom altsprachlichen Gymnasium, weshalb meine neusprachlichen Kenntnisse nicht ganz so gut sind. Das habe ich zwischendurch immer versucht aufzubessern und das werde ich jetzt intensivieren. Also Englisch, Französisch, das kann man auch ganz gut alleine lernen oder an der Volkshochschule. Dort werde ich meine Kenntnisse dann vertiefen, um das Gelernte dann auch auf den Reisen zu nutzen.
Reporter: Na das klingt doch gut.
Herr Goeke: Ja, das ist vor allem eine schöne Perspektive.
Reporter: Super, dann bedanke ich mich für das Interview und wünsche Ihnen noch ganz viel Glück für die Zukunft.
Das Interview führte: Friederike Herrmann, Team StennerJournal