VIP zu Gast am Stenner: Ein beeindruckendes Interview mit dem CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak
06.07.2019
Trotz vollen Terminkalenders nahm sich Paul Ziemiak am 5. Juli Zeit, um mit den EF-Schülern unserer Schule, die am deutsch-polnischen Richeza-Projekt arbeiten, ein Gespräch zu führen.
Während des Interviews wurde allen deutlich, dass der CDU-Generalsekretär die deutsche und polnische Kultur in seinem Leben als eine Selbstverständlichkeit betrachtet.
Als dreijähriger Junge kam er mit seiner Familie von Stettin nach Deutschland. Schnell entschieden sich seine Eltern für Iserlohn als Lebensort, wo er mit seinem älteren Bruder aufwuchs.
An seiner Familiengeschichte wird deutlich, dass sich bereits einiges in der Integrationspolitik in Deutschland in den letzten 30 Jahren verbessert hat. In den 1990-er Jahren mussten sich die Eltern von Ziemiak, beide Ärzte, um die Anerkennung ihres Berufsabschlusses noch sehr bemühen und diverse Anerkennungspraktika absolvieren. Heute ist die Anerkennung der Berufsabschlüsse für alle Bürger der Europäischen Union eine Tatsache und auch für viele Nicht EU-Bürger kein Hindernis mehr.
Ziemiak ist nicht nur in Iserlohn aufgewachsen, sondern durch die Familie seiner Frau sehr eng mit dem Iserlohner Leben verbunden.
Seine Kindheit verlief ähnlich wie die zahlreicher anderer Aussiedlerkinder. Er verbrachte viel Zeit mit Kindern und Jugendlichen polnischer Abstammung, die in seiner Gegend lebten. Dadurch lernte er schon aus der Distanz die polnische Kultur, ihre Bräuche und Feste kennen, die er und seine Familie bis heute pflegen. Am Heiligabend – auf Polnisch Wigilia – teilt am Festtisch die Familie Ziemiak immer noch eine Weihnachtsoblate und am Ostersamstag wird ein Osterkörbchen – auf Polnisch Swieconki - mit schön bemalten Eiern und traditionellen Speisen, die beim Osterfrühstück am Ostersonntag im Kreis der Familie verzehrt werden, in der Kirche geweiht. Außerdem pflegt die Familie am Ostermontag eine andere polnische Tradition: Smigus Dyngus oder Lany Poniedzialek – wo man sich mit Wasser besprengt.
Ziemiak lernte - wie viele andere Migrantenkinder polnischer Abstammung - nicht nur die Bräuche und Sitten zu pflegen, sondern auch die polnische Sprache, die er fließend beherrscht.
Damit ist Ziemiak ein exemplarisches Beispiel für eine gelungene Integration der Polen, die oft als „unsichtbare“ Migrantengruppe bezeichnet werden. Bürger polnischer Abstammung und deren Familien bilden in Iserlohn die zweitgrößte Migrantengruppe, welche sich so gut in die deutsche Kultur integriert, dass man sie nicht mal am Akzent erkennt und oft sehr überrascht ist, wenn sie von ihren polnischen Wurzeln erzählen, weil man sie nicht mehr als Migranten wahrnimmt.
Dank seiner politischen Tätigkeit ist Ziemiak allerdings in einer anderen Situation. Er kann nämlich aktiv und wirkungsvoll die deutsch-polnischen Beziehungen beeinflussen. Wie viele andere deutsche Bürger polnischer Abstammung pflegt er Kontakte zu Polen und hält gute Verbindungen zwischen den Menschen beider Völker aufrecht. Damit sorgt er, wie auch die vielen anderen Deutschen polnischer Abstammung, für eine ununterbrochene gute Kommunikation zwischen Deutschen und Polen und trägt zu einer ehrlichen und authentischen Bindung zwischen den Nachbarländern bei, die nicht die politische Situation widerspiegelt und oft den Wünschen und Bestrebungen der aktuellen nationalkonservativen und populistischen polnischen Regierung trotzt.
Zum Schluss betonte Ziemiak, wie wichtig es ist, dass sich junge Menschen in der Politik engagieren. In NRW haben viele der Jugendlichen einen Migrationshintergrund und kennen daher zwei unterschiedliche Kulturen: die deutsche, in der sie aufwachsen, und die ihrer Eltern oder ihrer Großeltern, die sie noch sehr gut verstehen und oft sogar die Sprache beherrschen. Solche Menschen mit zwei Seelen braucht die Politik von heute, um das Leben von morgen zu gestalten.
Kathrin Krenczer