Kongo – das kranke Herz Afrikas: Ein Bericht in der französischen Sprache vom Pfarrer Dr. Jean Gottfried Mutombo
29.12.2015
Als vor einem Jahr im November 2014 Denis Mukwege, ein kongolesischer Frauenarzt, den Sacharow-Preis im Europäischen Parlament in Straßburg entgegen nahm, lenkte er die Aufmerksamkeit vieler Menschen auf ein großes und bedeutendes Land im Herzen Afrikas – die Demokratische Republik Kongo.
Der Sacharow-Preisträger, der für seinen Einsatz für Menschenrechte gewürdigt wurde, verdeutlichte mit seiner Arbeit für die vergewaltigten Frauen im unruhigen Kongo die Unzulänglichkeiten eines relativ jungen, knapp mehr als 9 Jahre alten demokratischen afrikanischen Landes, das beispielhaft für viele weitere Länder Afrikas steht, die mit Erlangen der Unabhängigkeit von den Kolonialmächten immer noch sehr unruhige Zeiten durchleben müssen.
Die Schüler der Leistungskurse Französisch vom Gymnasium An der Stenner und vom Märkischen Gymnasium bekamen die einmalige Chance, einem spannenden Vortrag über die Kolonialisierung Kongos und über dessen Weg zur Unabhängigkeit zuzuhören.
Der Pfarrer Dr. Jean-Gottfried Mutombo, der als Pastor im Auftrag der Evangelischen Kirche von Westfalen tätig ist und das Amt für Missionarische Dienste der EKvW in Dortmund bekleidet, hielt am 10. Dezember einen spannenden und sehr informativen Vortrag über sein Herkunftsland - die Demokratische Republik Kongo.
In einer sehr persönlichen Atmosphäre von knapp über 30 Zuhörern nahm Dr. Mutombo alle Teilnehmer auf eine weitentfernte Reise in das Zentrum Afrikas und erklärte nicht nur die aktuellen Schwierigkeiten des frankophonen Landes, sondern beschrieb präzise und umfangreich die Ursachen dieser Missstände, die in den entfernten Kolonialzeiten ihre Wurzeln haben.
Als kongolesischer Bürger berichtete er von den unfassbaren Reichtümern des frankophonen Landes, von Rohrstoffen wie Diamanten, Kupfer, Coltan oder Erdöl, von Naturschätzen wie Kautschuk, Palmöl oder Elfenbein, die bis heute durch zahlreiche europäische Unternehmen geplündert werden. Bis heute werden die natürlichen Reichtümer des Landes durch zahlreiche europäische Unternehmen abgebaut und so verteilt, dass nur ein geringer Teil der Gewinne der kongolesischen Bevölkerung zu Gute kommt. Die natürlichen Ressourcen Kongos sind unentbehrlich für die Industriestaaten, die sich gierig an der weiteren Ausbeutung der Menschen im Kongo beteiligen.
Als Zeitzeuge berichtete er von den ersten unruhigen Jahren nach dem Erlangen der Unabhängigkeit im Jahr 1960. Die Zuhörer erfuhren über die drei Bürgerkriege, über die Ungerechtigkeit und die Grausamkeit, die dort seit Jahren mehr oder weniger präsent sind. Seltsamerweise verursachten aber nicht die unterschiedlichen Religionen oder die zahlreichen Völkersprachen diese Konflikte, stattdessen nutzte man diese als Tarnschilder für die militärischen Auseinandersetzungen, um so von den wahren Gründen, wie zum Beispiel dem Zugang zu natürlichen Ressourcen, abzulenken. Die Zuschauer erfuhren von Emery Patrice Lumumba, dem ersten Ministerpräsidenten Kongos, der für seine kühnen Einsichten ermordet wurde.
Als Kind der seit Generationen in der Kolonialzeit lebenden Familie hatte er das Glück, in einem freien Land geboren zu werden, als freier Mensch leben zu dürfen. Aus Erzählungen erfuhr er jedoch von den Lebensbedingungen seiner Eltern und Großeltern, die für den Wohlstand der belgischen Krone gesorgt haben. Die Auswirkungen der Kolonialisierung erlebte er noch lange als Kind und als junger Mensch.
Schockierende Bilder aus der Kolonialzeit der Belgischen Krone in Kongo und vor allem aus der Zeit als Kongo ein Privatbesitz des belgischen Königs Leopold II war verdeutlichten die Habgier der europäischen Mächte, die die Afrikanischen Länder nach ihren eigenen Regeln restlos ausplünderten und diese nach der Unabhängigkeit in so einem desolaten Zustand zurückließen, dass sie bis heute ihre Auswirkung spüren.
Als Privatbesitz des belgischen Königs Leopold II verfügten die kongolesischen versklavten Einwohner über gar keine Rechte, daher waren Strafen wie das Abhacken von Händen für eine zu geringe Kautschukernte an der Tagesordnung. Als Leopold II seinen Privatbesitz der belgischen Krone überließ, veränderten sich die Lebensbedingungen der Einwohner kaum, sodass die Ausplünderung fortschreiten konnte.
Der Zeitzeugenvortrag vom Pastor Dr. Jean Gottfried Mutombo war eine einzigartige, lehrreiche und unvergessliche Ergänzung zu Lerninhalten des Leistungskurses Französisch. Der 90-minutige Vortrag auf Französisch war eine besondere Chance, der Sprache von Molière zu lauschen und den Wortschatz zu erweitern. Herr Dr. Mutombo hielt seine Zuschauer in Atem, entführte sie auf einer Zeitreise aber vor allem in die Begegnung mit einem wichtigen und zauberhaften frankofonem Land – der Demokratischen Republik Kongo.
Merci Monsieur pour votre présentation.