Die Geschichte der Reviervereine Schalke 04 & Borussia Dortmund 09 zur Zeit des Nationalsozialismus
30.01.2019
Am vergangenen Montag erklärte der frühere Pressesprecher des BVB, Gerd Kolbe, der Mittelstufe unseres Gymnasiums, wie es um den Fußballsport im Dritten Reich bestellt war und warum der BVB fast verboten worden wäre.
Der Fußball wurde von einem jüdischen Künstler (geboren in Dortmund) nach Deutschland gebracht. Dieser entdeckte ihn, als er ein Internat für Kunst in der Schweiz besuchte. Englische Schüler zeigten ihm, wie man diesen Sport spielt. Der jüdische Künstler war davon so begeistert, dass er den Sport nach München brachte. Dort wurde dann der FC Bayern München gegründet.
In relativ kurzer Zeit entstanden viele Vereine auch in NRW, darunter der FC Schalke 04 und natürlich der BVB. Dieser wurde im Norden Dortmunds gegründet, in dem Bereich, in dem die linksorientierten Bürger lebten. Schon damals spielte der familiäre Zusammenhalt im Verein eine sehr große Rolle. Allerdings versuchte der ortsansässige Pfarrer die Spieler an der Ausübung des Sports zu hindern, indem er einen Pflichtgottesdienst auf 14 Uhr legte, genau dann, wenn Anpfiff war. Dies ließen sich die Borussiaspieler nicht gefallen und traten aus der Kirche aus.
Als der Erste Weltkrieg begann, blieb der Vereinsvorsitzende zuhause und schickte allen Familien der 68 Mitglieder wöchentlich einen handgeschriebenen Brief.
Zur Zeit des Dritten Reiches wurden alle Vereine dem Staat unterstellt und es gab nur noch einen Vereinsführer. Dieser war oftmals ein SA- oder SS-Mann, damit dieser sicherstellen konnte, dass gemäß des „Arierparagraphen“ Juden von der Ausübung des Sports im Verein ausgeschlossen wurden. Der BVB unterwarf sich allerdings nie dieser diskriminierenden Vorschrift, was dazu führte, dass die Nazis ein besonderes Auge auf den Verein warfen. Der Vereinsführer, ein SA-Mann, schützte dennoch drei Kommunisten und andere politische Gegner vor Hitler und der SS. Der SA-Mann meldete beispielsweise immer, wenn eine Durchsuchung geplant war, sodass sich die von den Nazis Verfolgten rechtzeitig in die Niederlande absetzen und dort untertauchen konnten. Der SA-Mann war so loyal, da er davon überzeugt war, dass ein familiärer Zusammenhalt an erster Stelle steht. Allerdings wurden zwei der drei Kommunisten gefasst und drei Tage später tot aufgefunden. Auch die 15-köpfige Familie eines damaligen Borussia-Spielers wurde in Konzentrationslagern ermordet. Rund um den Borsigplatz in Dortmund findet man deshalb „Stolpersteine“, mit denen an die Verstorbenen erinnert wird.
Als der Zweite Weltkrieg beendet war und die Schrecken des Dritten Reiches ein Ende gefunden hatten, besetzten die Briten Teile Westdeutschlands und verboten alle Fußballvereine, da sie von den Nationalsozialisten beeinflusst wurden. Schalke 04 war beispielsweise der "Vorzeigeverein" Hitlers und somit oft auf Wahlveranstaltungen der NSDAP vertreten. Der BVB konnte hingegen nachweisen, dass man politische Gegner der Nationalsozialisten geschützt hatte, sodass es der Borussia weiterhin erlaubt war, den Sport auszuüben.
Die Fußballvereine Schalke 04 und Borussia Dortmund sind – entgegen der landläufigen Meinung – seit ihrer Gründung gute Freunde: Ohne Schalke 04 wäre Dortmund z. B. damals nicht in die Bundesliga aufgestiegen, weil Schalke ihnen einen sehr guten Trainer zur Seite stellte. Auch kam es damals häufig vor, dass begabte Spieler unter den Vereinen ausgetauscht wurden. Somit ist die heutige Verfeindung zu Schalke 04 unverständlich, da dieser Verein der Borussia in der Vergangenheit oft helfend zur Seite stand.
Wir fanden den Vortrag, den Herr Kolbe gehalten hat, sehr aufschlussreich, da man viele interessante Fakten über den Fußball erfahren konnte. Zusätzlich wurde auch verdeutlicht, wie rücksichtslos und menschenverachtend die Nazis gehandelt haben.
Lena Bohnenstengel und Leonard Schlüter