Comenius 2013-2015 "Roads connecting us"
Germany – Poland – Spain – Finland – Italy: Welcome to Poland!04.04.2014
Die zweite und für die deutschen Schüler des Gymnasiums An der Stenner die erste Reise innerhalb des Comenius-Projektes fand in Chojnice, einer kleinen Stadt im Nord-Osten Polens, statt. Sechs Schülerinnen und zwei Lehrer flogen am Sonntag, den 23. Februar nach Danzig, um von dort aus mit dem Bus nach Chojnice zu fahren. Obwohl die polnische Umgebung, sowie die Landwirtschaft und die Städte, einen eher leb- und lieblosen ersten Eindruck machten, wurden die deutschen Schüler, sowie auch die spanischen, italienischen und finnischen Schüler mit offenen Armen und einem hilfsbereiten Lächeln von ihren freundlichen und fürsorglichen Gastfamilien begrüßt. Die Schüler wurden nicht als Gäste aus dem Ausland angesehen, stattdessen wurden sie sofort als Familienmitglieder in das Geschehen polnischer Familien integriert.
Die Comenius-Gruppe bekam einen kleinen Einblick in das polnische Schulsystem, da sie die städtische Schule „Katolicki Gimnazjum im Romualda Traugutta w Chojnicach“ in Chojnice besuchten. Das Schulgebäude wirkte zunächst wie ein dreistöckiges Ein-Familien-Haus, welches von innen mit vielen Gemälden von Geistlichen und biblischen Figuren und riesigen katholischen Kreuzen aus dunklem Holz geschmückt war. Man spürte die strenge, katholische Erziehung, welche in polnischen Schulen in den Vorstädten stets present ist und im Mittelpunkt der Schulbildung steht. Aber auch in anderen städtischen Einrichtungen spürte man den großen Einfluss der katholischen Religion, die Friedhöfe sind beispielsweise riesig und reich mit Kerzen und Blumen geschmückt, sogar in Taxis und Bussen entdeckt man immer wieder ein winziges Bild von Geistlichen, überall hängen Fahnen und Gemälde von Päpsten und Zeichnungen von Jesus. Doch da einige der deutschen Schülerinnen aus dem östlichen Teil Europas stammen, waren ihnen diese Eindrücke nicht fremd, sie fühlten sich teilweise sogar „wie in der Heimat.“ Die traditionellen polnischen Gerichte wie Piroggi (Teigtaschen mit Äpfeln, Eiern oder Kartoffeln gefüllt), Bortsch (verschiedene Gemüsesuppen) oder Kabanossi (bestimmte Art einer Fleischwurst) und die wäldliche Umgebung untermauerten dieses heimatliche Gefühl noch mehr, da diese Dinge denen aus der Ukraine, Kasachstan und Russland ähneln.
Die fünf Tage, die die Jugendlichen zusammen verbrachten, wurden interessant und stets mit einem Hang zur polnischen Tradition gestaltet. Die Gruppe wanderte einen Pfad in der Nähe von Chojnice entlang, bekam einen spannenden Eindruck von der Natur, von den Wäldern und von den kleinen Dörfern in der Umgebung, lernten viel über die polnische Geschichte und die „polnische Revolution“ (Muzeum of Solidarity) und auch die Verständigung innerhalb der Jugendlichen verbesserte sich von Tag zu Tag. Einerseits konnten die jungen Comenius-Teilnehmer ihre Englischkenntnisse verbessern, da sie stundenlang miteinander auf englisch sprachen, andererseits lernten sie auch die Mentalitäten und die Kulturen der anderen europäischen Länder besser kennen. Die Italiener lernten „Ich liebe Dich“ zu sagen, die deutschen Schülerinnen lernten „Ti amo“ und „Ti voglio bene“, und auch die Zahlen von eins bis zehn auf finnisch hörte man jedes Mal während der Busfahrten nach Danzig oder anderen Orten, beispielsweise Widno oder Szymbark.
Auch die Freizeitaktivitäten am Abend wurden von den polnischen Gastgebern so organisiert, dass die finnischen, italienischen, spanischen und deutschen Schüler stets ihre Freizeit zusammen verbringen konnten. Beispielsweise wurden Plätze in einer GoKart-Halle und in einer Bowling-Bahn reserviert, sodass sich die Gruppe auch außerhalb der schulischen Aktivitäten kennenlernen und auf einander eingehen konnte.
Obwohl die Jugendlichen morgens oft von Müdigkeit und körperlicher Anstrengung geplagt wurden, hatten sie dennoch Spaß, schlossen neue Freundschaften, die über die europäischen Grenzen hinausgingen und konnten sogar gemeinsame Interessen finden. Durch die moderne Vielfältigkeit der Kommunikation ist es den jungen Schülerinnen und Schülern aus den fünf verschiedenen Ländern möglich, sich auch nach der Zeit in Polen zu verständigen, in Kontakt zu bleiben und ihre neugewonnen Erfahrungen und Eindrücke weiterhin zu teilen.
Die "Abschluss-Party", die das Thema "Maskenball" hatte, trug ebenfalls dazu bei, dass sich die Jugendlichen untereinander besser kennelernten, sich ungezwungen miteinander unterhalten konnten und auch gemeinsam traditionelle polnische Tänze tanzen konnten. Auch die Beziehung zwischen den polnischen Gastgebern und ihren Gästen verbesserte sich dadurch, dass man von einander lernen konnte, man begann, dem anderen zuzuhören, neugierig auf das zu schauen, was er tat, sodass der Abschied sehr schwer fiel, einige der Schüler Tränen vergossen und sich innig umarmten. Man hörte "We have to keep contact, just add me on facebook!", man hörte "Give me your number, so we can send text messages!"
Das Ziel des Comenius-Projektes ist es, junge Menschen aus Europa miteinander zu verknüpfen, sodass sie in Kontakt kommen und damit sie lernen, dass, obwohl Europa stets so riesig, vielfältig und chaotisch wirkt, dennoch Freundschaften entstehen können, wie groß die Unterschiede auch sind – die Gemeinsamkeiten überwiegen. Die Jugendlichen lernen, mit fremden Kulturen umzugehen und sich auf neue Erfahrungen einzulassen. Daran wachsen sie und lernen für ihr zukünftiges Leben, in privaten, sowie in beruflichen Bereichen.
W. Alkewitz